Energetische Ertüchtigung eines Fertighauses in Bad Laasphe mit einem recyclingfähigen WDVS

Die energetische Ertüchtigung eines Fertighauses im nordrhein-westfälischen Bad Laasphe mit einem recyclingfähigen WDVS liefert Erfahrungen für die Sanierung eines ganzen Gebäudetyps. Die extreme Leichtbauweise war eine Schwachstelle und musste bei der Sanierung berücksichtigt werden.

Fertighäuser sind in Deutschland beliebt und weit verbreitet mit steigender Tendenz. Lag der Anteil an Fertighäusern an den genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern um die Jahrtausendwende noch bei 13,5 Prozent, erreicht er mittlerweile knapp 25 Prozent. Der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) geht davon aus, dass seit seiner Gründung im Jahr 1961 über eine Million Fertighäuser in Deutschland gebaut wurden. Ein gewaltiger Bestand, von dem ein großer Anteil mittlerweile in die Jahre gekommen ist und den heutigen Anforderungen an Wohnkomfort und Energieeffizienz nicht mehr entspricht.

Das Sanierungskonzept des Fertighauses in Bad Laasphe umfasste die Fassadendämmung mit dem recyclingfähigen WDVS „weber.therm circle“
Foto: Saint-Gobain Weber

Das Sanierungskonzept des Fertighauses in Bad Laasphe umfasste die Fassadendämmung mit dem recyclingfähigen WDVS „weber.therm circle“
Foto: Saint-Gobain Weber
Fertighaushersteller sind – ähnlich wie Autobauer – an Standardisierungen interessiert und strukturieren ihr Angebot über Haustypen. Ungeachtet zahlreicher Variations- und Individualisierungsmöglichkeiten (nach Schätzungen existieren inklusive Tiny Houses in Deutschland etwa 3000 Fertighaus-Typen), ermöglicht dieses typisierte Bauen mit vorgefertigten, standardisierten Grundelementen die schnelle, effiziente und vergleichsweise preisgünstige Bauweise, die zum Boom des Fertighauses in den vergangenen Jahrzehnten geführt hat. Hier stellt sich die Frage, ob sich für bestimmte Fertighaus-Typen auch feste Sanierungskonzepte entwickeln lassen. Das heißt, ob auch die Sanierung zum Teil standardisiert und damit deutlich effizienter durchgeführt werden kann.

Ausgangslage: Sanierungsbedürftiges Fertighaus

Ein Prototyp für eine gelungene energetische Sanierung ist ein Projekt im westfälischen Bad Laasphe. Das in den 1970er Jahren erbaute Fertighaus wurde umfassend saniert, um modernen energetischen Standards gerecht zu werden. Dabei kam das vollmineralische recyclingfähige Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) „weber.therm circle“ zum Einsatz.

Bauherr und Bauherrin kauften 2022 nach dem Auszug der beiden Kinder ein gebrauchtes Fertighaus der Firma HUF, das 1976 in Holzrahmenbauweise errichtet wurde. Das eingeschossige, voll unterkellerte Einfamilienhaus in Hanglage bietet etwa 160 m2 Wohnfläche. Wie bei nahezu allen Häusern aus dieser Zeit entsprach die Bausubstanz nicht den heutigen Anforderungen an Wärmeschutz und Energieeffizienz.  Angesichts steigender Energiepreise und auch aus dem Wunsch heraus, verantwortungsvoll mit ihrem neuen Eigentum umzugehen, entschied sich das Paar, das Haus umfassend energetisch zu sanieren.

Das Sanierungskonzept

Die Kunststoffhülse am unteren Schaft des Dübels wurde so eingekürzt, dass die Verankerungszone in den Plattenwerkstoff einlaufen konnte und der restliche Schaft weiterhin geschützt blieb
Foto: Saint-Gobain Weber

Die Kunststoffhülse am unteren Schaft des Dübels wurde so eingekürzt, dass die Verankerungszone in den Plattenwerkstoff einlaufen konnte und der restliche Schaft weiterhin geschützt blieb
Foto: Saint-Gobain Weber
Ziel war es, den Energieverbrauch des Hauses deutlich zu reduzieren, das Wohnraumklima zu verbessern sowie das von Fugen geprägte Erscheinungsbild des frühen Fertighauses zu überwinden. Das Sanierungskonzept umfasste neben der durchgehenden Revitalisierung der Gebäudehülle (Fenster, Haustür und Fassade) die Erneuerung der Haustechnik. Nach Beratung durch Experten fiel die Wahl bei der Fassadendämmung auf das Wärmedämm-Verbundsystem „weber.therm circle“. Dieses System zeichnet sich insbesondere durch seine Recyclingfähigkeit aus.

Alle Komponenten des neuartigen Wärmedämm-Verbundsystems (Dämmstoff, Dübel, Gewebe und mineralische Putzmörtel) können nach dem Rückbau sortenrein getrennt und der Wiederverwendung oder -verwertung zugeführt werden. „weber.therm circle“ bietet damit nicht nur wie alle WDV-Systeme eine signifikante Einsparung von wertvoller Heizenergie, sondern schont zusätzlich Ressourcen und Klima, da es nach Ende seiner Nutzungsdauer vollständig recycelt werden kann.

Vorbereitung und Prüfungen

Bevor die eigentlichen Sanierungsarbeiten begannen, führten Anwendungstechniker der Firmen Saint-Gobain Weber und Ejot gemeinsam mit dem beauftragten Fachunternehmen detaillierte Prüfungen durch, um die Bausubstanz zu analysieren. Bei einem Ortstermin wurde die Fassade an einer Stelle vorsichtig geöffnet. Dabei wurde die Bauweise erkennbar: Auf den Holzrahmen war eine einschalige Konstruktion aus Spanplatten aufgebracht und mit einem organischen Oberputz versehen worden. Die Spanplatten waren mit Nägeln am Untergrund befestigt; im Gefach befanden sich 12 cm mineralische Dämmung.

Da die bestehende Fassade in Teilbereichen hinterlüftet war, empfahlen die Anwendungstechniker, alle Lüftungsschlitze zu schließen, um Hinterströmungseffekte zu vermeiden. Unter anderem wurden auch Dübelauszugsversuche durchgeführt, um die Tragfähigkeit der Wände und die Befestigung der Dämmplatten zu überprüfen. Diese ergaben, dass der Holzuntergrund sich gut als Untergrund zur Befestigung mit modifizierten Schraubdübeln eignet.

Durch die präzise Analyse wurde insbesondere die extreme Leichtbauweise als Schwachstelle identifiziert und bei der Sanierung berücksichtigt. Durch diese Leichtbauweise konnten Temperaturwechsel nur sehr eingeschränkt abgepuffert werden. Des Weiteren bestand der Witterungsschutz lediglich aus einem dünnschichtigen organischen Putz mit entsprechender Grundierung. Es ist zu vermuten, dass diese Schwachstellen sich in gleicher oder ähnlicher Ausprägung auch bei anderen Fertighäusern dieses Typs aus den 70ern zu finden sind.

Durchführung der Sanierung

Die ebenen und leicht rau verputzten Trägerplatten bildeten einen perfekten Untergrund für die Montage der Dämmplatten
Foto: Saint-Gobain Weber

Die ebenen und leicht rau verputzten Trägerplatten bildeten einen perfekten Untergrund für die Montage der Dämmplatten
Foto: Saint-Gobain Weber
Nach der erfolgreichen Prüfung der Bausubstanz begann im Sommer 2023 die eigentliche Sanierung. Zunächst wurden die bereits montierten Raffstoreschienen zurückgebaut, um eine Erstellung der zweiten Dichtebene am Fenster zu ermöglichen. Danach wurden Mineralwolle-Dämmplatten in einer Dämmstoffdicke von 160 mm direkt auf den bestehenden Oberputz montiert. Um die spätere Rezyklierbarkeit zu gewährleisten, werden die Dämmplatten bei „weber.therm circle“ nicht wie üblich auf dem Mauerwerk verklebt, sondern rein mechanisch mit Hilfe von Schraubdübeln befestigt.

Die Mineralwolle-Dämmplatten sind besonders schubsteif, um eine sichere Übertragung der vertikalen Lasten zu gewährleisten. Gleichzeitig ist die Rückseite kaschiert, damit sich die Platten gut an den vorhandenen Untergrund anschmiegen. Die verputzten Trägerplatten bildeten hier einen perfekten Untergrund: eben und mit einer feinen Rauigkeit. Auf der Rückseite des Hauses wurde eine bauwerksseitig vorhandene Dehnfuge übernommen. Alle weiteren Konstruktionsfugen wurden vom System überspannt. Der System-Befestiger „weber.therm Schraubdübel SRD 5“ mit dem „weber.therm Dübelteller VT 112“ wurde für das Bauvorhaben leicht modifiziert. Die Dübel wurden mit einem Montagetool versenkt montiert und mit Mineralwoll-Rondellen abgedeckt.

Separationsschicht erleichtert späteren Rückbau

Nachdem die Dämmplatten befestigt waren, wurde ein speziell entwickelter mineralischer Grundputz aufgebracht und in diesen nah an der Dämmplatte ein so genanntes Separationsgewebe eingebettet. Darüber brachten die Handwerker eine Armierungsschicht, ebenfalls mit Gewebeeinlage, auf. Die Separationsschicht erleichtert die Delaminierung beim späteren Rückbau. Dabei wird zunächst die Putzschicht rasterförmig aufgeschnitten, dann wird das Separationsgewebe von der Baggerschaufel gegriffen und bahnenweise mitsamt der Putzschale sauber abgezogen.

Die Einfassung von Haustür und Fenstern mit einer beigen Besenstrichstruktur sorgt für einen interessanten Akzent an der Fassade
Foto: Saint-Gobain Weber

Die Einfassung von Haustür und Fenstern mit einer beigen Besenstrichstruktur sorgt für einen interessanten Akzent an der Fassade
Foto: Saint-Gobain Weber
Den Abschluss der Sanierungsarbeiten bildete der Auftrag des mineralischen Oberputzes „weber.star 223 AquaBalance“ in einer Körnung von 2 mm. Die mit der Aqua-Balance-Technologie ausgestatteten Edelputze von Weber schützen durch ein physikalisches Wirkprinzip effektiv vor Algen- und Pilzbewuchs, ohne die Umwelt mit Bioziden zu belasten. Das dickschichtige, dreilagige Putzsystem ist ausgesprochen solide und unempfindlich und führt in Kombination mit dem natürlichen Aqua-Balance-Algenschutz dazu, dass die Fassade des Fertighauses in der gesamten weiteren Nutzungszeit voraussichtlich nur ein bis zweimal renoviert werden muss. Während der Großteil der Fassade mit weißem Scheibenputz gestaltet wurde, setzt die Einfassung von Haustür und Fenstern mit einer beigen Besenstrichstruktur einen interessanten Akzent.

Fazit

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten hat das Haus nicht nur optisch gewonnen, sondern sich auch deutlich in puncto Wohnkomfort und Energieeffizienz gesteigert. Die ursprünglich zweifach verglasten, undichten Fenster wurden gegen moderne dreifach verglaste Elemente ausgetauscht. Zudem wurde eine moderne Verschattungsanlage montiert.

Es ist zu vermuten, dass die positiven Erfahrungen beim Projekt in Bad Laasphe mit der energetischen Sanierung ihres Fertighauses sich auch auf andere Gebäude dieses Typs übertragen lassen. Fertighäuser aus den vergangenen Jahrzehnten haben häufig ähnliche Bauweisen und Schwachstellen, die durch eine gezielte Sanierung behoben werden können.

Autor

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe ist Leiter des Produktmarketings Putz- und Fassadensysteme bei der Saint-Gobain Weber GmbH in Düsseldorf.

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