Fassadengestaltung mit Kratzputz für Mehrfamilienhaus in Viernheim

Ausgangspunkt: Ein fast 120 Jahre altes Wohn- und Geschäftsgebäude in Viernheim mit Familiengeschichte. Ziel: Ein Mehrfamilienhaus mit zeitgemäßem Standard, das sich in jeder Hinsicht rechnet. Und der Weg dazwischen? Den gestalteten Hausbesitzer, Planer und Handwerker in enger Zusammenarbeit.

Als Bäckermeister Friedrich Andreas Bläß 1885 den Bauantrag für sein Wohn- und Geschäftshaus an der heutigen Weinheimer Straße einreichte, war Viernheim bei Mannheim noch mehr Dorf als Stadt. Das Baugrundstück lag im Grünen, Kirche und Marktplatz in einiger Entfernung. Im Jahr 2014 hatte sich fast alles grundlegend verändert. Aus der Randlage des Bläßschen Stammhauses war eine Innenstadtlage geworden. Das Gebäude jedoch war irgendwann in den vorbeigezogenen Jahrzehnten in einen Dornröschenschlaf gefallen.

Das änderte sich, als ein Urenkel des Bäckermeisters, der Ingenieur Raimund Bläß, das Haus von einer entfernten Verwandten erwarb. Für den heute 48-Jährigen kam es nicht infrage, das „zugegeben sehr sanierungsbedürftige Objekt“ durch einen Neubau zu ersetzen. Stattdessen entschied sich der neue Hausbesitzer für eine umfassende Modernisierung. Denn Raimund Bläß sah das hohe Potenzial für gute Vermietbarkeit, das in der hervorragenden Lage des Hauses steckte.

Fokus auf hoher Qualität

Nachher: Die grundsätzliche Gebäudekubatur des Hauses mit jetzt fünf Mietwohnungen blieb trotz Aufstockungen erhalten
Foto: Brillux

Nachher: Die grundsätzliche Gebäudekubatur des Hauses mit jetzt fünf Mietwohnungen blieb trotz Aufstockungen erhalten
Foto: Brillux
Auch Maler- und Stuckateurmeister Werner Bauer, Inhaber des gleichnamigen Viernheimer Fachbetriebs, wurde, als er sein Angebot abgab, angesichts der exponierten Adresse hellhörig: „Ich wollte den Auftrag unbedingt haben – auch deswegen, weil meine Arbeit an dieser Stelle garantiert gesehen wird.“ Diese Gemeinsamkeit zwischen Bauherr und Fachhandwerker sollte nicht die einzige bleiben. Vor allem bei der energieeffizienten und optisch hochwertigen Fassadengestaltung verwirklichten beide zusammen ihren enorm hohen Anspruch an Qualität.

Im Inneren des Gebäudes hatte der Hausbesitzer im ersten Bauabschnitt die Grundlagen für die wirtschaftliche Nutzung des Hauses bereits geschaffen. Anstelle der vormals drei Mietwohnungen auf insgesamt 180 m2 waren nun – nach Anbau, Aufstockung und Ausbau – fünf Wohnungen mit insgesamt 400 m2 verfügbar. Zum Mehr an Raumangebot sollte unbedingt auch ein Mehr an Wohnqualität kommen. „Es gab Probleme mit der Raumfeuchtigkeit und Schimmelbildung an den kalten Außenwänden“, beschreibt Raimund Bläß den vorgefundenen Zustand. „Das Bruchsteinmauerwerk des Bestandbaus bot nur eine extrem schlechte Wärmedämmung.“ Behaglichkeit und eine deutlich verbesserte Energiebilanz standen deshalb mit ganz oben auf der Optimierungsliste des Ingenieurs. 

Folgerichtig ließ er eine Gasbrennwertheizung mit Solarunterstützung, dreifach verglaste Fenster und eine dezentrale Lüftungsanlage in allen Wohnungen einbauen. Unbedingt zum energetischen Konzept  dazu gehört, das war dem 48-Jährigen klar, die Dämmung der Fassade: Über diese Gebäudehülle geht im schlechtesten Falle ein Viertel der Raumwärme verloren.

Fachgerechte Ausführung ist das A und O

Differenzierung mit verschiedenen Farbtönen und Putzstrukturen: Die weiße Umrahmung der Fenster setzt sich zusätzlich durch Feinputz von den farbigen Flächen ab. Diese sind kontrastierend mit Kratzputz „Rausan KR K3 3517“ gestaltet
Foto: Brillux

Differenzierung mit verschiedenen Farbtönen und Putzstrukturen: Die weiße Umrahmung der Fenster setzt sich zusätzlich durch Feinputz von den farbigen Flächen ab. Diese sind kontrastierend mit Kratzputz „Rausan KR K3 3517“ gestaltet
Foto: Brillux
Maler- und Stuckateurmeister Werner Bauer empfahl dem Hausbesitzer für die Umsetzung zwei Wärmedämm-Verbundsysteme von Brillux. Für die hofseitige Brandmauer des Gebäudes und die Brandriegel zwischen den Geschossen wurden die mineralischen „MW Top Dämmplatten 3857“ eingesetzt. Im Sockelbereich fanden die Perimeter-Dämmplatten „3857“ Verwendung. Für alle anderen Fassadenbereiche fiel die Wahl auf das Brillux Wärmedämm-Verbundsystem „Qju“, ausgeführt mit EPS „Qju-Dämmplatten 3810“.

„Dieses WDVS ist für mich das System auf dem Markt mit der geringsten Fehlerquote“, führt Werner Bauer aus. „Die EPS-Dämmplatten greifen hier in einem Nut- und Feder-System ineinander, sodass eine äußerst ebene Fläche mit gleichmäßig kleinen Stößen entsteht – das beugt Rissbildung vor.“ Eine besondere Herausforderung lösten die Fachhandwerker mit dem System auch beim Übergang vom Bestands- zum Anbau, der fließend und unsichtbar ausfallen sollte.

Stimmige Fassadengestaltung im Detail

Nach der Dämmung erhielt das Mehrfamilienhaus seinen endgültigen neuen Look durch ein sensibles und angemessenes Finish mit Putz und Farbe. Das Fassadenkonzept entwickelte sich aus verschiedenen Ideen: Hausbesitzer Raimund Bläß hatte sich umgesehen und favorisierte als Grundfarbe einen hellen Erdton, denn „Weiß kam aufgrund der Lage an der stark befahrenen Straße nicht infrage.“  Den Entwurf selbst steuerte das Frankfurter Architekturbüro Ammon + Sturm bei, das bereits das Fassadenleitbild für die Viernheimer Innenstadt erarbeitet hatte.

Maler- und Stuckateurmeister Werner Bauer brachte die Liebe zum Detail ein. Bereits das Farbkonzept der Architekten hatte einen abgesetzten Sockel in einem Schokobraun, die Akzentuierung der Fenster durch weiße Umrahmungen und dazwischen gesetzte Felder in pastelligem Gelb vorgesehen. Werner Bauer überzeugte die Beteiligten, diese Fensterfaschen und -bänder dreidimensional durch eine grobe und eine feine Putzstruktur abzusetzen. „Diese zweifache Betonung der Fensterbereiche öffnet die Fassade und gibt ihr einen einladenden und freundlichen Ausdruck, ohne den Bestand zu verleugnen“, stellt Raimund Bläß heute fest.

Damit die schöne Ansicht lange besteht, blieb der Hausbesitzer im System und setzte auch hier auf hochwertige Brillux-Produkte: Neben dem Kratzputz „Rausan KR K3 3517“ wurden die einkomponentige Fassadenfarbe auf Silikatbasis „Extrasil 1911“ und mit „Evocryl 200“ eine organische Dispersion auf den entsprechenden Untergründen verarbeitet.

Prädikat „Effizienzhaus KfW 70“

Insgesamt zwei Jahre haben die gesamten Sanierungsmaßnahmen am urgroßväterlichen Haus gedauert. „Es hat sich gelohnt“, stellt Raimund Bläß fest. Die komfortablen Wohnungen wurden sofort vermietet. Die Feuchteproblematik des Hauses ist passé und der Heizenergiebedarf im Sinkflug: Das Bläßsche Stammhaus ist seit seiner Ertüchtigung ein KfW-70-Effizienzhaus, das 30 Prozent weniger Energie verbraucht als ein vergleichbarer Neubau.

Autor

Dirk Pöhlker arbeitet als Produktmanager WDVS bei der Firma Brillux in Münster.

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