Lehm, Teil 2: Trockenbau, Teil 2
Lehm, Teil 2: Trockenbau mit Heiz- und Kühlplatten aus LehmIm zweiten Teil unserer Lehm-Serie geht es um das Thema Trockenbau mit Heiz- und Kühlplatten aus Lehm, die sowohl unter der Decke als auch an der Wand verarbeitet werden können. Dargestellt wird das Schlafzimmer mit einer Klimadecke aus Lehm in einem Wohnhaus in Holz-Strohballenbauweise.
Heiz- und Kühlplatten aus Lehm können im Trockenbau von Stuckateuren, Malern und Trockenbauern wie herkömmliche Ausbauplatten montiert und verputzt werden. Lehm und Hightech sind kein Widerspruch. Dieses System kombiniert Behaglichkeit und Komfort mit klimaschonender Herstellung und energiesparendem Betrieb.
In Zeiten besonderer Herausforderungen durch Klimawandel und globalen Lieferschwierigkeiten steigt auch beim Innenausbau die Bedeutung ökologischer und individueller Lösungen. Immer häufiger kommen sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bau verschiedene Wand- und Deckensysteme zum Heizen und Kühlen zum Einsatz. Als energiesparende Alternative zu herkömmlichen Systemen bietet sich eine Lehm-Klimadecke im Trockenbau an. Die Platten werden aus dem regional vorkommenden, sekundären Rohstoff Lehm und integrierten wasserführenden Rohren hergestellt. Heiz- und Kühlmodule gibt es von verschiedenen Herstellern – auch in Kombination mit einer Holzweichfaserplatte zur Dämmung der Rohbauwand, auf deren Innenseite werkseitig Lehmputz aufgetragen wird. Wandheizsysteme gibt es auch in elektrischer Ausführung.
In der Vielfalt der Flächensysteme zum Heizen und Kühlen zeichnet sich das Lehmdecken-System durch einige spezielle Eigenschaften aus. Es lässt sich schnell und sauber montieren und anschließen. Es liefert eine durchgehende, gleichmäßige Oberfläche. Durch die geringe Aufbauhöhe mit einer Plattendicke von 2,5 cm mit integrierten Leitungen ist das System auch gut für Altbauten geeignet. Der Baustoff Lehm spielt sowohl beim Heizen als auch beim Kühlen seine Stärken aus, da er durch seine Feuchtespeicherfähigkeit mehr Schwankungen ausgleichen kann als andere Baustoffe und somit das Schadensrisiko durch Kondenswasserausfall stark minimiert wird.
Wie Planung und Einbau der Klimadecke funktionieren
Die Kalkulation und Auslegung einer Klimadecke für individuelle Bauvorhaben wird in der Regel vom Energieberater oder Hersteller der Klimaelemente übernommen und dieser ermittelt die jeweils zur Beheizung oder Kühlung nötige Menge. Empfohlen wird, dass das komplette System ab Heizkreisverteiler inklusive aller nötigen Komponenten von der Verbindungstechnik bis hin zu Putzen und Farben für die fertige Oberfläche aus einer Hand stammt, um einen einfachen Einbau und die reibungslose Funktion zu gewährleisten.
Montage an der Decke
Zuerst werden die Klimaelemente mit einem Plattenheber an die Decke gehoben und an einer Unterkonstruktion oder einer ebenen Fläche verschraubt. Die enthaltenen Rohre zeichnen sich an der Oberfläche der Platte ab, so dass zum Beispiel Löcher für Lampenkabel problemlos dazwischen gebohrt und die Kabel eingefädelt werden können. Jeweils maximal fünf Klimaelemente werden in Reihe geschaltet miteinander verbunden und der Vorlauf der ersten sowie der Rücklauf der letzten Platte an den Heizkreisverteiler angeschlossen. Beim Anschluss der Module ist stets die Montageanleitung des jeweiligen Herstellers zu beachten. Die Pressverbindungstechnik ist einfach und sicher, das nötige Werkzeug ist als Komplettset bei den Herstellern erhältlich. Den Anschluss an das Heizsystem übernimmt der Heizungsbauer.
Verputzen der fertig montierten Flächen
Dann werden die Lücken zwischen den Klimaelementen mit passend zugeschnittenen Lehm-Ergänzungsplatten geschlossen. Aussparungen können schnell und einfach zum Beispiel mit einer Stichsäge ausgesägt werden. Der nächste Schritt ist das Verspachteln und Armieren der nun durchgehend geschlossenen Flächen mit Lehmputz in zwei Lagen. Sollen die Lehm-
platten als Wandheizung eingesetzt werden, erfolgt der Bauablauf analog zur Deckenmontage.
Lehmbaustoffe sorgen für ausgeglichene Raumluftfeuchte
Neben den Holzwerkstoffen kamen im Holz-Strohballenhaus insgesamt etwa 20 Tonnen Lehmbaustoffe zum Einsatz. Diese sorgen für ein ideales Raumklima. Ein massiver Lehm-Kalkboden im Südteil des Hauses mit Fußbodenheizung beziehungsweise -kühlung bringt einen klimatisierenden Einfluss. Als Speichermasse zur Wärme- und Kühlespeicherung dient eine massive Wand aus speziellen Stampflehmsteinen in der Mitte des Hauses. Die Wand- und Deckenheizungen aus Lehm beheizen und kühlen das gesamte Gebäude und sind mit hellen Lehm-Dekorputzen beschichtet. Im Schlafzimmer wurden die Klimaelemente direkt an die Massivholzdecke geschraubt und verputzt. Die Montage der Platten und die Ausführung der Lehmputzarbeiten übernahm bei diesem Projekt der Lehmbaufachbetrieb Meurer Natürliches Bauen GmbH aus Koblenz. Die Oberflächen wurden mit einem altweißen farbigen Lehmputz gestaltet, der durch einen Zuschlagsstoff aus Perlmutt bei Sonneneinfall interessante Lichtreflexe erzeugt.
Wachsender Trend
Neben der reinen Funktion erfüllt eine Deckenheizung und -kühlung auch die ästhetischen Ansprüche für eine moderne Optik: Sie liegt unsichtbar verborgen unter ansprechend gestalteten Lehmputzen und liefert für die Nutzer der Räume besonders angenehme Strahlungswärme im Winter oder sanfte Kühlung im Sommer – ohne Zugluft oder Geräuschentwicklung, wie bei einer herkömmlichen Klimaanlage. Gerade in der aktuellen Debatte um den Klimaschutz liegt auch die Kombination mit erneuerbaren Energien im Trend. Gleiches gilt für die Wandheizung beziehungsweise -kühlung.
Damit stellt die Lehm-Klimadecke eine bauphysikalisch besonders sichere, raumklimatisch aktive und ökologische Alternative dar. Sie liefert eine gleichmäßige Oberfläche und verfügt über eine geringe Aufbauhöhe. Das System umfasst alle notwendigen Komponenten von stabilen Klimaelementen mit integrierten wasserführenden und sauerstoffdichten Rohren, über die Ergänzungsplatten und die Verbindungstechnik bis hin zum technischen Zubehör. Für Bauhandwerkerinnen und Bauhandwerker bietet sich mit solchen Systemen die Möglichkeit, den Umfang ihrer Arbeiten im Bauvorhaben auszuweiten. Die Flächenheizung und -kühlung in Kombination mit Lehmbaustoffen spricht private und gewerbliche Bauherren an, die an gesundem und nachhaltigem Bauen interessiert sind, und setzt sich im Markt der Klimaelemente mehr und mehr durch.
Der vorangegangene Teil 1 unserer Lehm-Serie beschäftigte sich in bauhandwerk 7-8.2025 mit dem Trockenbau mit Lehmplatten. In bauhandwerk 10.2025 wird es im dritten Teil unserer Lehm-Serie um Innenputz aus Lehm gehen.
AutorinDr. Ipek Ölcüm ist Rechtsanwältin und Geschäftsführerin des Industrieverbands Lehmbaustoffe e.V. in Berlin.