WDVS gestalten, Teil 5: Intensive Farbtöne

WDVS-Fassaden mit intensiven Farbtönen gestalten

Im fünften Teil unserer Serie zur Gestaltung von WDVS-Fassaden geht es um intensive Farbtöne. Sie sorgen für ein markantes Erscheinungsbild oder setzen optische Akzente auf der Fassade. Diese heizt sich jedoch bei starker Sonneneinstrahlung schnell auf. Dagegen hilft die „Sol-Reflex“-Technologie von Brillux.

Die Ausführung wärmegedämmter Fassaden in kräftigen oder dunklen Farbtönen war lange ein Tabu. Denn solche Oberflächen heizen sich bei intensiver Sonneneinstrahlung stärker auf als helle – zum Teil bis zu mehr als 70 Grad Celsius. Beim Eintreffen von ­Sonnenlicht auf die Oberflächen wandelt sich dieses in Wärme um. Dies kann im schlechtesten Fall zu Schäden an den Komponenten der Gebäudehülle führen.

Ein Wert war für die Eingrenzung der Farbtöne dabei elementar: der Hellbezugswert, auch als HBW-Wert bekannt. Dieser beschreibt die Helligkeit eines ­Farbtons im sichtbaren Spektrum im Verhältnis zu Reinweiß (HBW 100) und Tiefschwarz (HBW 0). Um die thermische Belastung zu begrenzen, durfte er bei WDVS-Fassaden nicht unter 20 liegen. Gemeint sind intensive Töne wie Tiefrot oder Dunkelgrau. Ein niedriger HBW allein hat aber noch keine große Aussagekraft über das Aufheizverhalten einer Fas­sadenfläche. Denn nicht nur sichtbares Licht trägt zur Erwärmung der Fassadenoberfläche bei. Auch UV- und vor allem Infrarotstrahlung – für das menschliche Auge unsichtbar – beeinflussen die Temperatur­entwicklung maßgeblich. Grundlegend für die Bewertung ist zudem der Grad der solaren Reflexion, der TSR-Wert (TSR: Total Solar Reflectance), der ergänzend als Messgröße herangezogen wird. Er beschreibt das gesamte Reflexionsverhalten einer Farbe gegenüber der einfallenden Sonnenstrahlung.

Weniger Aufheizen durch mehr Reflexion

Eine WDVS-Fassade mit einem niedrigen TSR-Wert reflektiert nur einen geringen Teil der einfallenden Sonneneinstrahlung. Der überwiegende Anteil wird absorbiert, was zu hohen Oberflächentemperaturen führt. Sind intensive Farbtöne trotzdem gewünscht, müssen Handwerkerinnen und Handwerker bereits bei der Produktauswahl auf die richtige Einstellung der Schlussbeschichtung achten.

Heute sind Fassadenfarben in einer speziellen TSR-Formulierung auf dem Markt. Brillux hat mit „Sol­Reflex“ eine Technologie entwickelt, die die thermische Aufheizung von Fassaden bei einer intensiven Tönung effektiv begrenzt. Dahinter steht eine spezielle ­Pigmentierung der Produkte, die die Reflexion der Sonneneinstrahlung ermöglicht.

Sonnenstrahlen werden abgeleitet, dadurch bleibt eine Fassade mit einem kräftigen Farbton auch bei hohen Temperaturen kühl. Die spezielle Formulierung ­bewahrt sowohl die Armierung als auch den Oberputz vor übermäßigen Temperaturen und sorgt dafür, dass die Fassade technisch weiter intakt bleibt. Diese ­Funktion erlangt vor dem Hintergrund sich ändernder ­klimatischer Bedingungen hin zu Extremwetterlagen eine erhöhte Relevanz.

Fassadenfarben ohne Rücksicht auf den HBW

Mit „SolReflex“ haben Handwerksbetriebe einen ­klaren Vorteil: Sie können selbst die buntesten Ideen realisieren. Der einstige Ausschluss von Farbtönen mit HBW unter 20 hat keine Relevanz mehr für die Farbtonauswahl. Fassadengestaltungen mit inten­siven Farbtönen lassen sich sicher erstellen.

Brillux rezeptiert bereits verschiedene Fassadenprodukte mit der  TSR-Formel. Dazu zählen „Evocryl 200“ und „Evoshine 201“, das neue „Seco“-Sortiment mit „Secolux 918“ und „Secodur 920“ oder auch die Silikat­farbe „Extrasil 1911“. Für die Verarbeitung ergeben sich derweil keine Änderungen. In der Regel reichen zwei Anstriche für eine deckende Schlussbeschichtung aus – und es entsteht ein ästhetisches Fassadenbild, das sich die Farbtonvielfalt zunutze macht.

 

Autor

Dirk Pöhlker ist Produktmanager WDVS bei Brillux in ­Münster.

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