Schneller und flexibler Umbau von Röntgenräumen

In den nächsten Jahren müssen viele Röntgenräume umgerüstet oder verlegt werden. Besonders wirtschaftlich ist der Umbau mit neuartigen Gipsplatten mit Bleifolienkaschierung. Wir zeigen, wie dies schnell und einfach gelingt.

Mit zunehmender Bedeutung von Strahlenverfahren in Medizin, Industrie und Wissenschaft steigt der Bedarf an strahlengeschützten Räumen. Für bauliche Erweiterungen fehlt vielen Einrichtungen aber schlicht der Platz. Sie müssen das vorhandene Raumangebot durch Umbauten optimal ausschöpfen. Eine zentrale Herausforderung ist die Verlegung oder Umrüstung von radiologischen Räumen. Schließlich müssen sie besonders schnell zur Verfügung stehen, da sie für viele Untersuchungen unverzichtbar sind. Gefragt sind bauliche Lösungen, die eine zügige und einfache Errichtung oder Renovierung von Strahlenschutzräumen ermöglichen.

Gipsplatte mit Bleifolienkaschierung

Traditionell sind bleikaschierte Wände erste Wahl zum Schutz vor überhöhter Strahlung. „Vario Shield Plus“ ist eine neuartige Gipsplatte mit Bleifolienkaschierung. Sie erlaubt die schnelle Errichtung von Röntgenräumen im bewährten Trockenbauverfahren. Die Platte verfügt über eine Stirnkante mit einem Bleiüberstand sowie einer abgeflachten Kante. Die Strahlenschutzplatten werden überlappend verlegt, wodurch horizontale Fugen direkt strahlendicht sind. Eine Hinterlegung mit Bleistreifen ist nicht mehr erforderlich. Ein weiterer Vorteil: Selbst vergleichsweise dünnwandige Bleikonstruktionen sorgen zusätzlich für eine effektive Schalldämpfung. Das Produkt ist das Ergebnis einer länderübergreifenden Partnerschaft zwischen dem deutschen Bleifolienproduzenten Anton Schneider Söhne und dem niederländischen Spezialisten für Strahlenschutzprodukte Lead2Fix. Gemeinsam führten die Kooperations­partner zahlreiche Versuchsreihen und Produkttests über einen Zeitraum von rund zwölf Monaten durch. Ein unabhängiges Gutachten bescheinigt dem Produkt einen lückenlosen Strahlenschutz auch bei Fugen, Eckanschlüssen und Kabelverbindungen, wenn das Material ordnungsgemäß verarbeitet wird.

Röntgenraum im Trockenbauweise

Ein Beispiel: Das Krankenhaus Alrijne im niederländischen Leiderdorp hat sich mit einer umfassenden Sanierung für moderne Anforderungen in der Patientenversorgung gewappnet. Die Notaufnahme wurde umstrukturiert und die Raumaufteilung grundlegend geändert. Kernstück des Umbaus war die Errichtung eines neuen Röntgenraums in der dritten Etage. Dafür war eine Bauzeit von nur vier Wochen angesetzt. Umso wichtiger war eine reibungslose und effiziente Abwicklung. Ganz bewusst entschieden sich die Bauverantwortlichen für den Einsatz der Strahlenschutzplatten „Vario Shield Plus“. Sie lassen sich besonders sicher verarbeiten, da sie im Trockenbauverfahren und in handlichen Formaten zum Einsatz kommen können. Die neuen Strahlenschutzplatten haben mit einer Länge ab 1,20 m ein deutlich kleineres Format und damit auch geringeres Gewicht als gebräuchliche Produkte. Dies minimiert die Gefahr von Materialschäden bei Transport und Verarbeitung. Der Transport bleischwerer Platten mit einer marktüblichen Länge von 2,60 m durch die Gänge und mit dem Lift in die dritte Etage blieb den Handwerkern erspart. Gerade bei engen Baustellen sind kleinformatige und damit auch deutlich leichtere Platten von Vorteil. Sie lassen sich besser anliefern, lagern und im Gebäude weiter transportieren. Ihre Verarbeitung kann von einer Person erfolgen. Bei großen Platten hingegen steigt das Risiko von Beschädigungen bei Transport und Verarbeitung. Schadhafte Platten führen schnell dazu, dass die Abnahme des Strahlenschutzraums abgelehnt wird. Bei einem Knick oder Kratzer müssen Platten direkt ausgemustert werden. Obendrein sind bei der Montage drei Personen erforderlich: Zwei müssen die Platte positionieren, der Dritte muss sie anschrauben.

Die Montage von „Vario Shield Plus“ kann schnell und einfach auch von nur einer Person erfolgen. In Leiderdorp wurden die Platten nach den bekannten Verarbeitungsregeln im Trockenbau auf Metallständerprofile montiert. Die Länge der Platten ließ sich bei einer Standardbreite von 625 mm den räumlichen Anforderungen exakt anpassen. Durch einen frei wählbaren Zuschnitt aller Platten fiel im Prinzip kein Verschnitt an.

Rundum-Schutz gegen Strahlung

Nur bei einer lückenlosen Abschirmung ist ein gefahrloser Betrieb von Strahlungsquellen gewährleistet. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die eingesetzten Materialien. Planer und Handwerker können auf eine Vielzahl von Bleierzeugnissen zurückgreifen. Je nach Raumsituation, Strahlungsquelle und gefordertem Bleigleichwert kommen verschiedene Lösungen in Frage (siehe Infokasten „Rundum strahlensicher“). Im Vorfeld sollte sichergestellt sein, dass der Untergrund das hohe Eigengewicht von Blei aufnehmen kann. Sowohl Bleche als auch Folien können abschließend gestrichen oder tapeziert werden.

Eine weitere Herausforderung im Strahlenschutz ist die zuverlässige Absicherung von Türen und Fenstern. Handelsübliche Türblätter lassen sich durch aufgeklebte Bleibleche oder Bleifolien gut gegen Strahlung abschirmen. Jedoch können je nach eingesetzter Materialstärke starke Gewichtsbelastungen im Bereich von Zargen und Türbändern auftreten. Daher müssen Zargen entwe­der an geeigneten Aussteifungsprofilen oder bei raumhoher Ausführung direkt an Decke und Fuß­boden befestigt werden. Die Bänder müssen ent­sprechend stärker bemessen oder ihre Anzahl erhöht werden. Zudem muss der Türanschluss durch aufgeklebtes Bleiblech gegen einen Strahlendurchgang gesichert werden. Der Einbau von Fenstern erfolgt in der Regel als Festverglasung. Hierzu ist ein spezielles Strahlenschutz-Glas mit dem erforderlichen Bleigleichwert zu verwenden. Bevor es montiert wird, muss die Zarge mit einer Einlage aus Bleiblech versehen werden, die für eine sichere Überdeckung zwischen Glas und Wand sorgt.

Autor

Kai Christian Busch ist Fachautor der Agentur conovo media in Köln und dort für die Themen Immobilien, Bauen und Wohnen zuständig.

Rundum strahlensicher

 

Blei ist das Material der Wahl im medizinischen Strahlenschutz. Folgende Bleiprodukte kommen im Trockenbau zum Einsatz:

 

Bleifolienkaschierte Gipsplatten

Sie gewährleisten eine besonders raumsparende Abschirmung. Neuere Strahlenschutzplatten erlauben eine überlappende Verlegung, ohne dass horizontale Fugen abgeschirmt werden müssten.

 

Bleistreifen

Mit selbstklebenden Bleistreifen lassen sich Spalten, Fugen und Ecken wirksam abdichten. Die Dicke des Bleistreifens muss dieselbe Dicke aufweisen wie die Bleifolienkaschierung der Strahlenschutzplatte.

 

Bleikanäle

Steckdosen, Schalter, Leitungen und Trägerarme erfordern besondere Maßnahmen für den Strahlenschutz. Sie lassen sich mit vorgefertigten Strahlenschutzkanälen aus Blei sicher abschirmen.

 

Bleiwolle

Schwer zugängliche Stellen lassen sich mit Blei­wolle gegen Strahlen absichern. Das Material lässt sich einfach einarbeiten und schmiegt sich nahtlos an das umgebende Material an.

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