Neubau des Plenarsaals für den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern im Schweriner Schloss
In fünfjähriger Bauzeit wurde der Schlossgartenflügel des Schweriner Schlosses saniert und umgebaut. Kern der Arbeiten war der Neubau des Plenarsaales mit Konferenz- und Nebenräumen für den im Schloss tagenden Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
Kaum ein Parlament in Deutschland arbeitet in einem so schönen Gebäude wie die Abgeordneten von Mecklenburg-Vorpommern. Jahrzehntelang jedoch tagten die Parlamentarier hier in einem eher bescheidenen Sitzungssaal, der in keinem Verhältnis zur glänzenden Optik des Schlosses stand. Seit Ende des vergangenen Jahres steht den Abgeordneten mit einem neuen Plenarsaal nun eine angemessene Wirkungsstätte zur Verfügung. Dafür wurde in aufwändigen Umbauarbeiten der 1913 durch einen Brand zerstörte so genannte Goldene Saal im Schlossgartenflügel grundlegend umgebaut.
Im über dem Plenarsaal liegenden sechsten Obergeschoss sind die Verwaltungsbüros untergebracht, die siebte Etage wird als Technikgeschoss genutzt. Die Decke zwischen den beiden Etagen wurde im Rahmen des Umbaus durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, die in der Feuerwiderstandsklasse F 90 (Decke der Büroetage im sechsten Obergeschoss) beziehungsweise F 30 (Fußboden der Technikebene im siebten Obergeschoss) ausgeführt werden sollte. Eine zusätzliche Herausforderung war dabei der Technikraum, da das siebte Obergeschoss ein ungedämmter Kaltraum bleibt. Durch Hitzeeinwirkung im Sommer und sehr niedrige Temperaturen im Winter ist hier mit großen Temperaturunterschieden sowie mit anfallender Feuchtigkeit durch Kondensat zu rechnen. Daher wurde für die Ausführung der Brandschutzkonstruktion eine Lösung gesucht, die für diese schwierigen Klimabedingungen geeignet sowie unempfindlich gegen Feuchtigkeit ist.
Die Wahl fiel schließlich auf „Aestuver“ Brandschutzplatten. Diese zementgebundene, glasfaserbewehrte Leichtbetonplatten für den hochwertigen Brandschutz sind nach Europäischer Technischer Bewertung (ETA-11/0458) als nichtbrennbare Baustoffe der Klasse A 1 kategorisiert. Dank der speziellen Materialzusammensetzung eignen sie sich hervorragend für Bauteile und Konstruktionen, deren Umgebungsbedingungen höhere Feuchtegehalte aufweisen und den Einsatz von frost-, wasser- und witterungsbeständigen Plattenwerkstoffen erfordern.
Brandschutzdecke
In der Büroebene wurde die Decke als zweilagige Konstruktion mit 2 x 20 mm „Aestuver“ Brandschutzplatten ausgeführt. Hierzu befestigten die Handwerker die Platten an einer Unterkonstruktion aus UA-Grund- und CD-Tragprofilen. Im Deckenhohlraum erfolgte eine Dämmung mit 60 mm Mineralwolle A1. Ein etwa 1,70 m hoher Höhenversprung im Deckenverlauf erhielt ebenfalls eine Beplankung mit einer doppelten Lage aus 2 x 20 mm der Brandschutzplatten. Sämtliche Schraubenköpfe und Fugen wurden mit „fermacell Powerpanel“ Feinspachtel verspachtelt.
Die Stahlträger der Deckenkonstruktion lagern auf – brennbaren - XPS-Auflagerblöcken. Auf Basis einer gutachterlichen Stellungnahme/ brandschutztechnischen Bewertung hat man diese Bereiche mit einer flächigen, dreilagigen Bekleidung aus 3 x 25 mm dicken Brandschutzplatten ausgeführt. Damit ist laut Gutachten sichergestellt, dass über einen Zeitraum von mindestens 90 Minuten die Temperatur auf der Plattenrückseite nicht wärmer als 50 °C wird. Zum Vergleich: Der Schmelzpunkt von XPS liegt bei etwa 100 bis 125 °C. Die Befestigung der Platten erfolgte mit zugelassenen Metalldübeln (Ø ≤ 6 mm) im Abstand von ≤150 mm. Der brandschutztechnisch sichere Abschluss der Fuge zwischen der zweilagig beplankten Deckenkonstruktion und der dreilagig ausgeführten XPS-Bekleidung konnte durch das aufschäumende „Aestuver Band DSB“ gewährleistet werden. Dies ist ein faserfreier, hochaufschäumender Dämmschichtbildner auf Graphitbasis, der im Brandfall dreidimensional expandiert und durch den sich dabei bildenden Schaum für den sicheren Abschluss von Fugen und Spalten sorgt. Abschließend montierten die Handwerker unter der Brandschutzdecke eine Akustikdecke.
Brandschutzkonstruktion Fußboden
Der Fußboden der Technikebene (siebte Etage) sollte in der Brandschutzklasse F 30 ausgeführt werden. Daher kam hier ebenfalls eine zweilagige Konstruktion (2 x 15 mm „Aestuver“ Brandschutzplatten) zum Einsatz. Die Verlegung erfolgte mit einem Stoßversatz zwischen der ersten und zweiten Lage von mindestens 250 mm auf einer Unterkonstruktion aus IPE- beziehungsweise z-Profilen. Eine Verklebung der beiden Plattenlagen untereinander war nicht erforderlich. Da ein direktes Begehen der Brandschutzplatten nicht zulässig ist, wurde zur Lastverteilung zusätzlich vollflächig ein Gitterrost vorgesehen. Den Hohlraum füllten die Handwerker vollflächig mit Mineralwolle aus. Die aufgehenden Stahlstützen im Dachgeschoss erhielten auf 50 cm Länge eine einlagige Stützenbekleidung in der Feuerwiderstandsklasse F 30 aus 1 x 25 mm Brandschutzplatten.
AutorinRita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma James Hardie Europe GmbH bei der Pressearbeit für die Marken fermacell, James Hardie und Aestuver und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Land Mecklenburg-Vorpommern
Entwurf und Ausführungsplanung
Dannheimer & Joos Architekten BDA, München, http://dannheimerjoos.de
Statik BfB Büro für Baukonstruktionen, Karlsruhe,
Brandschutzplanung
Dr. Frank Riesner Ingenieurbüro, Wismar
Bauarbeiten Käfer Construction, www.de.kaefer.com
Technische Beratung Lutz Zebrowski, Technischer Berater Brandschutz, Dr. Roland Bornemann,
Leiter Technik Aestuver
Herstellerindex (Auswahl)
Brandschutzplatten Aestuver, James Hardie Europe, Düsseldorf, www.aestuver.de
Mineralwolledämmung Deutsche Rockwool, Gladbeck, www.rockwool.de
Akustikpaneele Pagolux Interieur, Xanten, www.pagolux.de