Sanierung von Feuchteschäden der Semperoper in Dresden

Bei der Sanierung der denkmalgeschützten Semperoper in Dresden entwickelten die Baubeteiligten eine Reihe von individuell auf die verschiedenen Bauabschnitte abgestimmten Einzellösungen, um die entstandenen Feuchteschäden zu beseitigen.

Nach dreißig Jahren Dauerbetrieb stand 2015 eine Sanierung der traditionsreichen Dresdner Semperoper an. Dabei stellte man fest, dass an der Außenwand der Eingangszone Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindrang. Im Untergeschoss wurden bereits Durchfeuchtungserscheinungen, wie etwa Fleckenbildung, sichtbar. Um die Mängel zu beheben, vergab der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) den Auftrag, den betroffenen Bereich zu sanieren. Dies stellte die Handwerker vor eine Herausforderung, da die Arbeiten, die auch die Zugangsbereiche für die Besucher berührten, im laufenden Opern-Betrieb durchgeführt werden sollten.

Der Untergrund als große Unbekannte

Auch die Planung der Feuchtesanierung verlief alles andere als standardmäßig. Bei der Rekonstruktion hatte man im Jahr 1977 auf ungewöhnliche Quellen zurückgegriffen, da die Originalpläne der Oper von Gottfried Semper verschollen waren. Die Planer orientierten sich damals an alten Rechnungen, Zeichnungen und Fotos, um den Aufbau des Gebäudes herzuleiten und die ursprüngliche Konstruktion so originalgetreu wie möglich nachzubilden. Wie es aber genau im erdberührten Bereich der Oper aussah, war aufgrund der fehlenden Bestandsunterlagen unbekannt.

So begann man 2017 mit Probeschürfungen und Probebohrungen. Schnell stellte sich heraus, dass die erdberührten Außenwände massiv überbaut waren. Ein Freilegen der Außenwände im erdberührten Bereich war somit keine Option, und es musste eine Alternative gefunden werden. Diese sah vor, den Sockel freizulegen und die angrenzenden Fundamente der Außentreppen mit Gefälle neu auszubilden, um so das Wasser von der Kelleraußenwand wegzuleiten. Der sehr unebene Untergrund der Bausubstanz erschwerte die Sanierung zusätzlich.

Individuelle Abdichtungskonzepte

Insgesamt gestaltete sich das Bauvorhaben als eine Aufgabe mit vielen Unbekannten für Planer und Fachhandwerksbetriebe. Niemand wusste, was man in den einzelnen Abschnitten vorfinden würde. Es blieb nur die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Zunächst wurden daher die Treppen und die massiven Sandsteinelemente, mit denen der Sockel bekleidet war, entfernt, aufbereitet und nach Abschluss der Sanierung wieder eingebaut.

Erst nach dem Rückbau konnten die bauleitenden Architekten in enger Zusammenarbeit mit dem SIB und dem Landesamt für Denkmalschutz Sachsen entscheiden, wie die Sanierung konkret auszuführen war, um den Forderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. Demzufolge wurden auch die genaue Lage und Führung der künftigen Bauwerksabdichtung erst zu diesem Zeitpunkt festgelegt.

Dabei galt es, durch die Wahl geeigneter Materialien optimale Voraussetzungen für die unterschiedlichen Untergrundverhältnisse zu schaffen. In jedem Abschnitt mussten dafür die Ausführungsdetails aufs Neue festgelegt werden, da sich nach dem Rückbau stets ein anderes Bild bot. Grundsätzlich aber lässt sich festhalten, dass die vertikalen Dichtungsflächen aus unregelmäßigen Sandsteinquadern, ergänzt mit Ziegelmauerwerk, bestanden. Die horizontalen und geneigten Flächen der Außentreppenbetonfundamente wiesen eine grobe Struktur auf.

Sorgfältige Untergrundvorbereitung

Beim freigelegten Mauerwerk wurden zunächst die Mörtel- und Putzschichten entfernt und die Fugenbereiche ausgekratzt. Dann kamen, abhängig vom Untergrund, verschiedene Materialien zum Einsatz: Beim stark unebenen Sandsteinuntergrund arbeitete man zunächst mit dem schnellabbindenden Spritzbewurf „weber.san 951 S“, der als Haftbrücke für den nachfolgenden Putz fungierte. Als nächstes trugen die Bautenschützer den Wassersperrputz „weber.tec 934“ vollflächig, zum Teil in mehreren Arbeitsgängen, auf. Der faserarmierte und wasserundurchlässige Putz diente als Trägerschicht für die nachfolgende Abdichtung.

Handelte es sich dagegen um flächiges Ziegelmauerwerk, so wurden die Fehlstellen im Mauerwerk mit „weber.tec 933“ Hohlkehl- und Egalisierspachtel verschlossen und das gleiche Material als Flächenspachtel mit einer durchschnittlichen Schichtdicke von etwa 5 mm aufgezogen. Die Übergänge von vertikalen zu horizontalen Flächen führte man ebenfalls mit „weber.tec 933“ als Verbundhohlkehlen im Radius von 50 mm aus, um fachgerechte Anschlüsse zu gewährleisten. Auf diese Weise schuf man den notwendigen Untergrund für die spätere Abdichtung. Zudem dienten beide Materialien – der Dichtspachtel wie auch der Wassersperrputz – bereits als Vordichtung, wie sie vom aktuellen Regelwerk gefordert wird. Ein wichtiger Aspekt war in Anbetracht der sehr engen Zeitplanung die kurze Trocknungszeit beider Materialien: „weber.tec 934“ ist nach zwei Tagen mit Abdichtung überarbeitbar, „weber.tec 933“ sogar bereits nach einer Stunde – also deutlich schneller als herkömmliche Materialien. Damit waren die Vorarbeiten abgeschlossen.

Bitumenfreie Abdichtung

Nach Vorbehandlung des Untergrunds mit „weber.prim 801“, einer Grundierung auf Dispersionsbasis, folgte mit „weber.tec Superflex D 24“ darauf eine hochflexible und schnell abbindende bitumenfreie Dickbeschichtung. Das hochreaktive Produkt ist schnell druckwasserdicht und war bereits nach zweieinhalb Stunden so durchgetrocknet, dass Folgearbeiten durchgeführt werden konnten. Zusätzlichen Schutz erhielt die Abdichtung durch das Aufbringen von Schutzplatten beziehungsweise in den horizontalen und geneigten Flächen durch die dreilagige Noppenbahn „weber.sys 983“.

Knifflige Details

Eine Herausforderung für Planer und Handwerker stellten die zahlreichen Durchführungen von Elektrokabeln und Entwässerungsleitungen in den vertikalen Dichtungsflächen dar. Diese mussten zuvor aufwendig geortet und dann teilweise erneuert werden, bevor sie ebenfalls mit der Dickbeschichtung eingedichtet wurden. Auch die im Bauwerk verbliebenen Türen bedurften besonderer Aufmerksamkeit. Hier wurde die Vertikalabdichtung bis an die Türen herangeführt, um diese ebenfalls abzudichten.

Auf der Zielgeraden

Drei Jahre sieht der Bauzeitplan für die Arbeiten an der Semperoper vor. Da der laufende Spielbetrieb des Hauses möglichst nicht beeinträchtigt werden sollte, wurden die drei von den Planern festgelegten Bauabschnitte zusätzlich in kleine Einheiten eingeteilt und der Zeitplan so angelegt, dass die Bauarbeiten zu geplanten Veranstaltungen jeweils abgeschlossen waren. Arbeiten an einem neuen Abschnitt begannen erst dann, wenn der Veranstaltungsplan es zuließ.

Trotz der vielen unbekannten Faktoren schreitet der Sanierungsprozess gut voran. Die 2017 begonnen Abdichtungsarbeiten werden voraussichtlich in 2020 abgeschlossen. Die Beteiligten sind zuversichtlich, dass das berühmte Bauwerk damit wieder für viele Jahre sicher vor Feuchtigkeit geschützt ist.

Autor

Dipl.-Ing. Andreas Seeling ist seit 1990 Fachberater Bautenschutz bei Saint-Gobain Weber. Er betreute unter anderem diesen Sanierungsabschnitt der Semperoper.

Opernhaus mit bewegter Geschichte

Das im 19. Jahrhundert von Architekt Gottfried Semper erbaute Dresdner Opernhaus gilt mit seiner runden, an die italienische Frührenaissance angelehnten Form und seiner prächtigen Innenausstattung als eines der schönsten europäischen Theater. Die Heimstätte der Sächsischen Staatskapelle Dresden, einem der ältesten und renommiertesten Orchester der Welt, zieht pro Spielzeit weit über eine Viertelmillion Besucher an. Das Bauwerk blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Schon mehrfach wurde die Semperoper zerstört und wiederaufgebaut. 1841 wurde das erste, von Gottfried Semper geschaffene Königliche Hoftheater eingeweiht, jedoch bereits 1869 bei einem Brand komplett zerstört. 1871 begannen die Bauarbeiten für den zweiten Bau, der 1878 eröffnet wurde. Der mittlerweile im Exil lebende Gottfried Semper hatte die Pläne dazu erstellt, sein Sohn Manfred leitete die Bauarbeiten. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Bauwerk beim Luftangriff auf Dresden schwere Schäden. 1977 begann der Wiederaufbau unter Leitung von Architekt Wolfgang Hänsch, welcher 1985 mit der feierlichen Wiedereröffnung abgeschlossen wurde

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