Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Norden Deutschlands ist geprägt von Backsteinarchitektur. Ein Beispiel dafür ist das von 1923 bis 1925 in Hamburg erbaute Kontorhaus Stubbenhuk. In Hamburg gibt es ein ganzes Kontorhausviertel, dessen bekanntester Vertreter das Chilehaus von Fitz Höger ist. Das Kontorhaus Stubbenhuk, das von außen durch seine im Stil der Neuen Sachlichkeit und des Expressionismus gestaltete Backsteinfassade beeindruckt, wurde im Inneren nach Plänen des Architekten Thorsten Stern für den Juwelier Wempe umgebaut. Wie ab Seite 42 in dieser Ausgabe der bauhandwerk erläutert, mussten die Handwerkerinnen und Handwerker die zwischen den Unterzügen liegenden Decken aus gemauerten Hohllochsteinen für die rund 500 kg schweren Uhrmachertische mit I-Trägern statisch ertüchtigen. Die Stahlträger sind so dimensioniert, dass sie in der abgehängten Decke aus akustisch wirksamen Lochplatten verschwinden. Die Außenwände wurden von innen mit 4 cm dicken Kalziumsilikatplatten gedämmt.
Das Kontorhaus Stubbenhuk befindet sich unweit der Hamburger Speicherstadt – ebenfalls ein beeindruckendes Beispiel norddeutscher Backsteinarchitektur. Viele der Speicher sind mittlerweile für neue Funktionen umgenutzt. Weitaus schwieriger gestaltet sich die Umnutzung der mit den Speichern verwandten Silos vieler Häfen. In den Betonröhren der meist für die Aufbewahrung von Getreide erbauten Silos gibt es weder Fenster noch Böden. Ein herausragendes Beispiel für die Umnutzung eines solchen Silos ist der Umbau des Kellogg’s-Silos in Bremen nach Plänen des Büros Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) zum Hotel. Wie ab Seite 10 zu sehen, betonierten die Handwerker Böden in die Siloröhren hinein und schnitten Fensterbänder in die runden,
16 cm dicken Betonwände. So sind Hotelzimmer mit runden Wänden entstanden, in denen die Einschnitte in den Beton der Röhren für die Gäste als sichtbares Zeichen der Umnutzung erkennbar sind.
Auf dem Lande dominierte auch im Norden die Fachwerkbauweise. Hier hat so manches in dieser Weise erbaute Bauernhaus seine ursprüngliche Funktion verloren. So auch eine Hofstelle in Gütersloh. Wo einst landwirtschaftliche Gerätschaften und Tiere untergebracht waren, wird heute gewohnt. Wie ab Seite 38 in diesem Heft beschrieben, musste das gesamte Gebäude hierzu um rund 35 cm angehoben werden. Für ein gesundes Raumklima sorgen Lehmbaustoffe: Von innen erhielten die Außenwände eine Leichtlehminnenschale mit Lehmputz.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht